Was bewegt den Menschen von heute? Wie definiert er Arbeit und Leben und was bedeutet das für Unternehmen und die Arbeitswelt der Zukunft? Die Wirtschaftsjunioren Paderborn+Höxter und das Paderborner Unternehmen FreshWorks haben diese wichtigen Fragen nun in einer gemeinsamen Veranstaltung unter dem Motto „New Work Night“ in den Fokus gerückt. Vor über 60 Gästen vermittelten vier Speaker unterschiedliche Perspektiven auf die Thematik. Ort des Events war der Co-Working-Space der Intilion AG. Der Experte für stationäre und mobile Energiespeicher ist in der Paderborner Wollmarktstraße angesiedelt.
„Die Frage ist, ob New Work noch ein Trend oder mittlerweile schon die feste Bezeichnung für die sich stetig dynamisch wandelnde Arbeitswelt ist“, fragte Maren Fischer in ihren kurzen Begrüßungsworten. Die Gründerin und Geschäftsführerin von FreshWorks, die für Klein- und Mittelstandsunternehmen die Personalabteilung stellen, führte im weiteren Verlauf als Moderatorin durch den Abend. Das Format der New Work Night hatte sie bereits vor einigen Jahren in die Region gebracht und aufgrund ihrer Aktivität bei den Wirtschaftsjunioren nun die Netzwerke zu diesen anhaltend heiß diskutierten Themen zusammengeführt. Philipp Frahmke, Vorsitzender der Wirtschaftsjunioren Paderborn+Höxter, ordnete den Abend als wichtigen Impulsgeber ein: „Uns ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein zentrales Anliegen. Gleichzeitig stehen alle Unternehmen jedes Jahr wieder vor der Herausforderung, Nachwuchskräfte zu bekommen und diese anschließend im Unternehmen zu halten. Die Umsetzung von modernen Arbeitsmodellen hat dafür enorm an Bedeutung gewonnen.“
Generation Z ist nicht faul oder leistungsunwillig
Als erste Speakerin trat Walentina Ibrahim auf die Bühne. Die junge Poetry Slammerin gab Einblick in die Gedankenwelt der so genannten Generation Z, der Menschen, die etwa zwischen 1995 und 2010 geboren sind und in den kommenden Jahren in den Arbeitsmarkt hineinwachsen werden. Mit Mut und Talent eröffnete sie den Abend und beeindruckte das Publikum mit ihrem vorgetragenen Text. „Wir stehen zwischen den Erwartungen. Zwischen denen der Vorgängergeneration, die uns aktuell für den Arbeitsmarkt ausbildet und zwischen unseren eigenen Erwartungen an eine Arbeit, die uns einerseits absichert, uns gleichzeitig aber auch flexible Entwicklungen und die Möglichkeit zum Atmen lässt. Meine Generation ist nicht faul oder unwillig Leistung zu bringen. Sie hat nur eine eigene Definition davon. Es wäre schön, wenn sich die Generationen hier mehr aufeinander zubewegen würden.“
Ausbildung in Deutschland ist zu starr
Sebastian Tempel, Mitgründer der Digitalagentur Wabsolute, hält dafür eine digitale Lösung bereit. Das Softwaremodul „Apprentio“ soll es Ausbildern ermöglichen, sich untereinander auf digitalem Wege zu vernetzen und die in Deutschland noch sehr starre Ausbildung junger Menschen auf eine neue Stufe zu heben. „Heutige Auszubildende wünschen sich mehr Individualität und mehr Entwicklungsmöglichkeiten. Sie wollen Erfahrungen und Kompetenzen in verschiedenen Bereichen des Berufsfeldes sammeln und sich ausprobieren können, anstatt formal zu lernen. Unternehmen, die das anbieten, haben einen Vorteil im Wettbewerb um qualifizierten Nachwuchs“, ist sich Tempel sicher.
Mobiles Arbeiten ist wichtig, aber nicht der alleinige Heilsbringer
In einer neuen Arbeitswelt darf das Thema Achtsamkeit, Gesundheit und mentales Wohlbefinden nicht mehr fehlen. Michael Sander, Inhaber und Yogaschullehrer von Yoga & Fitness in Paderborn überraschte das Publikum mit einer stillen Meditation und Atemübung, bevor es in die Pause zum Netzwerken ging. Die Resonanz der Teilnehmer war durchweg positiv: „Ich hätte nicht gedacht, dass eine bewusste kleine Pause so wohltuend und erdend ist“, so eine Teilnehmerin. Die zweite Hälfte der Veranstaltung startete mit dem Impulsvortrag von Boris Langerbein, Verantwortlicher für Arbeitskultur, Innovation und Kollaboration bei der Intilion AG , der seine Erfahrungen zum Homeoffice teilte. „Die Entwicklung zum mobilen Arbeiten war und ist wichtig. Gleichzeitig ist das nicht der alleinige Heilsbringer, denn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind soziale Wesen, die sich im Büro treffen, austauschen und gemeinsam im Team an einem Projekt arbeiten wollen. Es darf nicht vergessen werden, dass ein Unternehmen ein stabiler Ankerpunkt sein und diese Räume zum gemeinsamen Arbeiten anbieten muss. Es braucht die richtige Balance für eine ausgewogene Work-Life-Balance.“
Eine Zeitungsanzeige reicht schon längst nicht mehr aus
Zum Abschluss des Abends bat Maren Fischer noch Viktoria Hermann vom Unternehmen Miele zu einem Interview auf die Bühne. Hermann arbeitet beim Gütersloher Haushaltsgerätehersteller als Recruiterin und ist somit ganz nah dran an den Wünschen und Erwartungen junger Nachwuchskräfte. „Eine Anzeige in einer Zeitung zu schalten reicht nicht mehr aus, um Nachwuchs für sich zu gewinnen. Unternehmen müssen heute online und offline alle Kanäle bespielen und alle Register ziehen können. Für junge Menschen ist es sehr wichtig, zu sehen, wofür das Unternehmen steht und welche Werte es vertritt. Diese müssen dann auch wirklich gelebt werden. Daher sollten Unternehmen immer wieder über den Tellerrand schauen, die Seite wechseln und gucken, wie die eigene Außenwirkung ist“, riet Hermann. Gleichzeitig gehe es auch der heutigen Generation, neben der flexiblen Entwicklung, immer noch um die Sicherheit, einen stabilen Arbeitsplatz zu haben, der ein sorgenfreies Leben ermöglicht. Das habe sich auch in der so genannten Generation Z nicht verändert.
Die Veränderung beginnt zuerst im Kopf
„Ich denke, dass der Abend gezeigt hat, vor welchen Herausforderungen die moderne Arbeitswelt steht und dass es nicht nur den einen richtigen Weg gibt. Entscheidend ist, dass sich Unternehmen auf die geforderte Flexibilität einstellen. Die Veränderung beginnt dabei zuerst im Kopf“, fasste Fischer zusammen und lud im Anschluss die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei einem kleinen Snack zum gemeinsamen Netzwerken ein. Die regen Gespräche und das positive Feedback des Publikums haben schnell gezeigt, dass die nächste New Work Night nicht lange auf sich warten lassen wird. Denn die Fragen unserer Arbeitswelt sind vielfältig und bleiben spannend.